Kajak fahren: Wie fange ich an? – Einsteigertipps

Deutschland ist ein wahres Paradies für Paddler. Über 20.000 Kilometer befahrbarer Gewässer gibt es im ganzen Land für Wasserwanderer mit dem Kanu oder Kajak paddelnd zu entdecken. Seen, Flüsse, Kanäle und sogar einige geeignete Küstenabschnitte für Seekajaks warten darauf erkundet zu werden. 

Besonders im Sommer sind Ausflüge im Kajak oder Kanu ein Traum. Das Schöne daran ist, dass Paddeln jeder recht schnell lernt. Hier finden Einsteiger alles, was sie wissen müssen

WELCHES IST DAS RICHTIGE BOOT?

Unterschieden wird zwischen Kajak (wird sitzend und mit einem Doppelpaddel fortbewegt) und Canadier (in ihm kniet man und hat ein Stechpaddel in der Hand). Gilt der Canadier als Familienvan unter den Kanus, sind Tourenkajaks die schnittigen SUVs: Sie funktionieren auf fast allen Gewässern, sind flott genug für lange Touren und bieten gleichzeitig ausreichend Platz für Übernachtungsgepäck. Die meisten Modelle sind aus unzerstörbarem PE (ab 20 kg); wer es edler und leichter mag (ab 14 kg), greift etwas tiefer in die Tasche und gönnt sich ein aus Carbon und Aramid laminiertes Modell. Ihr seid lieber zu zweit unterwegs? Das ist kein Hinderungsgrund, denn Tourenkajaks gibt es auch als Zweier

KAJAKAUSRÜSTUNG – KAUFEN ODER DOCH ERSTEINMAL  LIEBER LEIHEN?

Keine Frage, die Investition für Paddeleinsteiger ist nicht ohne. Ein Set aus Kajak, Paddel, Schwimmweste, Spritzdecke, Paddeljacke, Neo und Schuhen startet oft bei rund 1.500 €, nach oben gibt es fast keine Grenzen. Doch bei guter Pflege hält die Ausrüstung oft Jahre- oder sogar Jahrzehntelang – das relativiert die auf den ersten Blick recht hohen Anschaffungskosten. Wer nur selten paddelt, oder noch nicht sicher ist, welcher Bootstyp am besten zu ihm passt, sollte sich für die ersten Ausflüge die Ausrüstung besser ausleihen. Bei einem kompetenten Kajak-Experten gibt’s wertvolle Ratschläge und lokale Geheimtipps zu Touren, Einkehrmöglichkeiten & Co. gleich dazu. Das Online Buchungsportal pagaja.de führt in wenigen Klicks zum kürzesten Weg aufs Wasser.

WELCHES PADDEL BENÖTIGE ICH FÜR MEINE KANU-/KAJAKTOUR?

Das Paddel ist das Werkzeug des Kajakfahrers. An einem Besenstiel sind an beiden Enden Bretter befestigt, die wechselseitig ins Wasser getaucht werden – grob gesprochen. Im wahren Leben reicht die Spanne vom Holzpaddel (ab 50 €) bis zum High-End-Leichtpaddel aus Carbonfaser (bis 600 €), das nicht mehr wiegt als sechs Tafeln Schokolade. Bei Einsteigern beliebt sind Modelle mit Alu- oder Glasfaserschaft und robusten PE-Blättern. Entscheidend ist die richtige Länge: Als grober Richtwert für Tourenpaddel gilt die Faustformel Körpergröße + 40cm. Viele Paddel sind teilbar und lassen sich um bis zu 10cm verstellen – ideal, wenn mehrere Personen das Paddel nutzen.

WAS BENÖTIGE ICH SONST NOCH FÜRS KAJAKFAHREN?

“Dress for water, not for air!” Bedeutet: Auch wenn die Luft warm ist – fällt man ins kalte Wasser, kühlt man schnell aus. Den besten Schutz bietet ein isolierender Neoprenanzug, als Spritzschutz dient eine leichte, wasserdichte Paddeljacke. Außerdem ist eine auftriebsstarke Schwimmweste immer Pflicht, selbst bei der Feierabendrunde im Kajak oder Kanu auf dem See. Die Luke des Kajaks verschließt eine Spritzdecke, so bleibt das Boot auch bei Wellengang oder der Eskimorolle (ExpertenLevel) trocken. Leichte Paddelschuhe aus Neopren mit einer griffigen Sohle sorgen für den nötigen Halt auf nassen Steinen und halten die Füße warm.

WOHIN MIT DEM GEPÄCK?

Wanderer haben es schwer: Ihre Schneckenhäuser tragen sie auf dem Rücken, jedes Gramm des Rucksacks liegt beim Gipfelsturm wie Blei am Rücken, und auf Luxus verzichten sie aus Gewichtsgründen am besten gleich. Anders der Paddler: Im Wasser fallen selbst der Campingstuhl und eine Flasche Merlot kaum ins Gewicht. Mit entsprechenden Staufächern ausgestattet, bietet das Tourenkajak jede Menge Platz. In die vom Cockpit abgeschotteten Ladeluken (Fassungsvermögen: 100 – 200 Liter) passt man im Idealfall mit dem Kopf rein: So kann man das Gepäck sortieren und stellt sicher, dass auch Sperriges wie das Zeltgestänge durch die Öffnung gehen. Empfindliche Teile wie Schlafsack und Kleidung werden zusätzlich durch wasserdichte Packsäcke (in Größen von 3 bis 120 Liter erhältlich) geschützt. Gewässerkarte, Trinkflasche oder Lenzpumpe wandern griffbereit ins Decksnetz vor dem Cockpit und sollten bei Seegang zusätzlich mit einem Karabiner fixiert werden.

WIE STEIGT MAN RICHTIG INS BOOT?

Ins Kajak ein- und auszusteigen kann manchmal zu einem wahren Martyrium werden, da gerade hierbei die größte Gefahr besteht, zu kentern. Nehmt euch für den Ein- und Ausstieg deshalb Zeit. Mit der “Paddelbrücke” kommt ihr sicher, trocken und würdevoll ins Boot;  ein ebenes Ufer oder ein bootshoher Steg vorausgesetzt. So geht’s: Paddel aufs Ufer und quer hinter die Sitzluke legen. Mit einer Hand Lukenrand und Paddel fassen. Langsam (bootsseitiger Fuß zuerst) ins Kajak rutschen. Jetzt vorsichtig die Spritzdecke schließen, Paddel in die Hände nehmen – und lospaddeln.

KANNS LOSGEHEN? DIE WICHTIGSTEN  GRUNDTECHNIKEN FÜRS PADDELN

Die richtige Haltung ist das A und O: Im Kajak solltet ihr euch möglichst gerade hinsetzen. Im Gegensatz zur allgemeinen Annahme sind es nämlich nicht eure Arme, die die notwendige Power für den Paddelschlag liefern, sondern euer gesamter Körper. Die Anstrengung sollte deshalb nicht in euren Armen hängenbleiben.

Paddelhaltung: Paddel knapp über den Kopf in die Höhe halten. Die optimale Griffbreite ist erreicht, wenn Ober- und Unterarm einen 90-Grad Winkel bilden.

Grundschlag: Ein effizienter Vorwärtsschlag ist leicht zu lernen und macht nahezu müheloses Kilometerfressen möglich. Paddel vorne einsetzen und parallel am Boot entlangführen. Die Bewegung nicht allein mit den Unterarmen ausführen, sondern zur Unterstützung auch den Oberkörper mitdrehen. Hinter der Hüfte den Zug stoppen und die Seite wechseln.

Bogenschlag: Elegant die Kurve kratzen, ohne an Fahrt zu verlieren? Ganz einfach: Aus dem Grundschlag heraus fasst man mit gestrecktem Aktionsarm weit vorne ins Wasser und führt das Paddel in einem Bogen um die Körpermitte herum. Auch ein aus der Spur gelaufenes Boot lässt sich so mit einem (oder mehreren) Bogenschlägen normalerweise wieder einfangen.

Bogenschlag rückwärts: Oha, da vorne rauscht es! Aber keine Panik, mit rückwärts ausgeführten Bogenschlägen verlangsamt man die Fahrt und kann zugleich Kurskorrekturen durchführen. Auch hier nicht vergessen: den Oberkörper mitdrehen.

Bleib ausgeglichen: Eure Schläge sollten auf jeder Seite relativ gleich ausfallen. Damit geht ihr sicher, dass ihr gerade bleibt. Am Anfang wird euch das Geradeausfahren jedoch schwerfallen. Eine mögliche Übung besteht darin, einen Punkt an Land fest im Blick zu halten und geradewegs darauf zu zu steuern.

RICHTUNGSWEISEND: STEUER ODER SKEG?

Wer jetzt schon weiß, dass er später mit seinem Boot auch auf offenen Gewässern wie großen Seen oder an der Küste unterwegs sein will, sollte darauf achten, dass sein Kajak mit einer Steueranlage oder zumindest einem Skeg ausgerüstet ist. Letzteres ist eine starre ausklappbare Finne, die hilft, das Boot auch bei Seitenwind geradeaus laufen zu lassen. Ein Steuer hingegen lässt sich per Fußpedal hin und herschwenken – gerade Kajak Ein­- und Aufsteiger tun sich damit beim kraftsparenden Paddeln und Manövrieren leichter.

SICHER IST SICHER: DIE WICHTIGSTEN REGELN

Neben dem entscheidenden Mantra “Dress for water, not for air” gibt es ein paar weitere Grundsätze, damit der Paddelausflug im Kanu oder Kajak kein Reinfall wird. Notwendige Vorbereitung und Vorfreude zugleich ist die gewissenhafte Tourenplanung: sie klärt den Zeitbedarf, die zu erwartenden Schwierigkeiten, vorhandene Infrastruktur und aktuelle Pegelstände. Auch Gefahrenstellen wie Wehre, Schleusen und Schifffahrtskanäle können so schon vom Sofa aus einkalkuliert werden. Flussführer für fast alle Gewässer in Deutschland und Europa bieten kanu-verlag.de oder thomas-kettler-verlag.de. Zieht während der Kanutour ein Gewitter auf, sofort das hoch gelegene Ufer (Stichwort Hochwasser, Springflut) ansteuern und “abwettern”. Wie man das Boot verlässt, wenn es doch mal kentert, sollte man unter kontrollierten Bedingungen üben, das nimmt die Angst vorm Umkippen. Finale Abhilfe schafft die Eskimorolle. Ansonsten gilt beim Wassersport, wie bei jeder anderen Outdoor-Aktivität auch, der nächste englische Spruch: “Take nothing but photos, leave nothing but footprints.”

Author: Annie

Geboren im Januar 1977, erster Campingurlaub mit den Eltern 1978 in Steckelsdorf in einem ausgebauten Bauwagen, ab 1979 dann Camping in einem Klappfix CT 6-1 Trigano. Dann regelmäßig Camping an der Ostsee (Zinnowitz/Usedom), Prerow und andere Orte in Mecklenburg. Aber auch in der Tschechei. Heutzutage gehe ich gerne und viel wandern und erkunde viele Outdoor Aktivitäten mit Neugier und Spaß.