Jeder Outdoor-Freund dürfte es wissen… eine richtige Wandersaison gibt es nicht, auch wenn es zum Frühlingsanfang immer heißt “Die Wandersaison” hat begonnen. Wandern geht immer, zu jeder Jahreszeit und jede Jahreszeit hat bezüglich des Wandern ihre besonderen Reize. Welche anderen Wintersportarten aktuell ebenfalls beliebt sind, könnt ihr HIER auf der Magazinseite von ridestore nachlesen.
Mit der richtigen Ausrüstung und ein paar grundlegenden Kenntnissen könnt ihr auch im Winter ganz hervorragend zu Fuß in der Natur unterwegs sein und eure Winterwanderung genießen. Und welche das sind, erfahrt ihr in diesem Artikel.
WINTERWANDERN
Einfach losgehen. Zu Fuß. Durch die weiße, weich konturierte Winterlandschaft. Märchenhafte Licht- und Schattenspiele, dazu das Funkeln des Schnees in der in sich ruhenden Landschaft, die geradezu meditative Stimmung.
Rundum nichts als Stille. Nur das Knirschen des frischen Schnees unter den Füßen. Glitzernde Schneekristalle, herabrieselnden Flocken, unberührte, friedlich zugedeckte Landschaft, Tierspuren im Schnee, die Sonne im Gesicht. Zeit für Ruhe, Zeit für gute Gespräche. Zeit für sich allein oder für den anderen.
Winderwandern ist die wohl ruhigste Art, die Winterlandschaft zu entdecken. Jeder Schritt eröffnet euch neue Blickwinkel, jede Tageszeit lässt die schneebedeckte Natur in einem anderen Licht erscheinen. In einer festen, ausgetretenen Spur geht es dem Ziel, einer schön gelegenen Hütte, einer Alm oder einem aussichtsreichen Gipfel entgegen, einzige Hilfsmittel sind Wanderstöcke und gute Schuhe – in Zeiten kaum finanzierbar gewordener Skiausrüstung und Pistenkarten ein geradezu idealer Sport. Und mit Abstand der gesündeste! Ohne Gefahr, sich die Knochen zu brechen, tankt man auf, belebt Körper, Geist und Seele – Winterwandern ist Jungbrunnen, Schlankheitskur und Glückslieferant in einem.
AUSRÜSTUNG UND NÜTZLICHE HELFER
Schuhe: Das wichtigste “Werkzeug” eurer Winterwanderung sind gute, stabile, wasser- und kälteresistente Schuhe. Winterschuhe müssen so fest sein, dass mit ihnen auch vereiste Hangpassagen zu bewältigen sind. Am besten geeignet sind mittelfeste, schnee- und wasserdichte hohe Lederbergschuhe mit einer griffigen und vor allem steifen Gummiprofilsohle, welche in Eis und Schnee guten Halt bietet. Diese Schuhe haben den Vorteil, dass sie atmungsaktiv sind und den Fuß sehr gut stabilisieren. Für die kältere und nässere Jahreszeit ist eine Kombination aus Leder/Gore-Tex oder Sympatex empfehlenswert. Von Moonboots oder leichten Trekkingschuhen raten wir wegen der mangelnden Stabilität und meist auch der Wasserdurchlässigkeit ab. Nicht vergessen: Die Schuhe am Abend immer ausstopfen und trocknen lassen (nicht auf den Heizkörper!) – feuchte Schuhe garantieren Unterkühlung, wenn nicht sogar Erfrierungen!
-> Tipp für euren Einkauf: Freiraum für die Zehen ist in Winterschuhen besonders wichtig, trotzdem muss ein guter Fersensitz gegeben sein. Nur bei extrem steifen Hochtourenschuhen ist ein leichtes Lupfen der Ferse nahezu unvermeidbar. Das Richtmaß für den Zehenplatz beträgt 1 cm bzw. sollte man so weit nach vorne rutschen können, dass ungefähr eine Fingerbreite hinter der Ferse noch Platz hat. Vorsicht: Kauft man einen zu großen Schuh, reibt die Ferse bei jedem Schritt – was Blasenbildung zur Folge hat. Die Biege- und Torsionssteifigkeit sollte dem Verwendungszweck angepasst sein. Sie lässt sich recht leicht von Hand prüfen. Außerdem: Viel Zeit für den Schuhkauf nehmen, mit den eigenen und zu verwendenden Socken probieren, die Schuhe unbedingt nachmittags kaufen, dann ist der Fuß größer als am Morgen.
Socken: Neben dem Schuh spielen auch die richtigen Socken die wichtigste Rolle im Kampf gegen kalte Füße. Baumwolle ist für den Winterbetrieb völlig ungeeignet, weil sie sich mit Feuchtigkeit ansaugt. Ideal ist Merinowolle. Aufgrund ausgeklügelter Züchtungen und Produktionsmethoden braucht man heutzutage kein Kratzen mehr zu befürchten. Um die Abriebfestigkeit zu erhöhen und die Maschinenwaschbarkeit zu verbessern, wird Schafwolle gerne mit Synthetikfasern kombiniert. Die meisten Berg- oder Trekkingsocken erfüllen diese Anforderungen. Sie schützen vor frühzeitiger Übermüdung, weil sie den Fuß besser klimatisieren und beugen Blasen durch weniger Reibungsstellen vor.
Bekleidung: Längst Standard ist der Zwiebellook. Sprich mehrere Schichten Kleidung übereinander sorgen für bessere Klimatisierung (Wärme/Kälte), Feuchtigkeitstransport und Wetterschutz (Wind/Nässe). Die Unterwäsche sollte atmungsaktiv und wohlig warm sein. Billige Unterwäsche oder Baumwollshirts können die Feuchtigkeit nicht vom Körper abtransportieren, was bei Pausen für ein Kältegefühl sorgt. Die erste Schicht auf der Haut sollte unbedingt aus Funktionstextilien bestehen, also aus einem Hemd oder T-Shirt aus Kunstfaser, noch besser ist auch hier Merinowolle. Die zweite Lage besteht sinnvollerweise aus wärmendem, ev. winddichtem und wasserabweisendem Fleece, der den Schweiß nach außen transportiert. Diese Schicht reicht für Aufstiege meist völlig aus, vor allem wenn das Material wasserabweisend ist und damit kleine Schneegestöber überstehen kann. Als äußerste Schicht dient eine funktionelle Jacke, die zumindest wasserabweisend sollte, aber gleichzeitig noch Wasserdampf von innen nach außen lässt. Außerdem muss die “Außenhaut” auf alle Fälle starkem Regen, Schnee und Wind standhalten. Hier sollte man auf die High Tech-Lösungen von renommierten Bergsportartikelherstellern zurückgreifen. Besonders zu empfehlen ist – vor allem in der äußersten Schicht – eine integrierte oder abzippbare Kapuze.
-> Tipp: Ein Unterhemd zum Wechseln ist übrigens sowohl im Sommer als auch im Winter eine gute Idee
Hose: Als Hose ist eine Jeans beim Winterwandern eher ungeeignet, denn ist diese einmal nass, bleibt sie nass. Die Hose muss im Winter mehrere Aufgaben erfüllen: Sie sollte vor Nässe schützen, den Wind abhalten, den Körper wärmen (aber nicht überhitzen) und beim Winterwandern wichtig: bis über die Schuhe runter gehen. Wer viel im Winter wandert, sollte die Ausgaben für eine Tourenhose (kann man auch bei Skitouren optimal tragen) nicht scheuen, es sind natürlich auch Ski- und Snowboardhosen geeignet. Mittlerweile gibt es in guten Fachgeschäften eine große Auswahl an schnell trocknenden und wasserabweisenden funktionellen Berghosen, die sich zudem noch dehnen (Stretch) und so eine größere Bewegungsfreiheit gewähren. Ergänzend zur richtigen Hose sind Gamaschen (siehe unten) anzuraten, die den Schnee abhalten. Je nach Temperatur eine lange Unterhose darunter (auch aus Merinowolle und nicht aus Baumwolle) und man ist gegen alle Launen der Natur gewappnet.
Weitere Textilien: Mütze, Handschuhe (oder noch besser: Fäustlinge) und ein Schal sollten auf jeden Fall immer dabei sein. Angenehm bei trockenen Verhältnissen sind gewirkte Wollhandschuhe (Walkfäustlinge), wird’s nass, halten Gore-Tex (Über-)Handschuhe bzw. -fäustlinge die Nässe draußen. Idealer Weise ein Ersatzpaar mitnehmen. Stirnbänder nur bei milden Temperaturen, da über den freien Kopf zu viel Kälte abgeht. Ein Schal und eine Sturmhaube im Rucksack schaden nicht, denn Wind kann schnell aufkommen. Sobald aber eine Sturmhaube zum Einsatz kommt, sollte aber an Umkehr gedacht werden (schlechte Sicht, zunehmende Kälte, Gefahr sich zu verirren).
Schuhkrallen: Ganz neu in meinem Winterwander-Gepäck sind Schuhkrallen, eine einfache Form von Steigeisen, die einem das gehen auf Eis und hart gefrorenem Schnee, aber auch auf nasser, rutschiger Erde, sehr erleichtern können. Gerade wenn man ein wenig unsicher auf rutschigem Untergrund ist, so wie ich neuerdings, können diese Schuhkrallen eine unglaubliche Erleichterung sein. Noch dazu sind sie leicht, relativ günstig und können quasi unter jedem Schuh getragen werden und daher gibt es eigentlich keinen Grund, sie nicht mitzunehmen.
Gamaschen: Auf ungespurten Wegen, wo ihr durch tieferen Schnee watet, verhindern die Gamaschen, dass kaltes Nass in den Schuh schwappt. Das müssen keine Expeditionsgamaschen sein, sondern leichtere, aber dennoch robuste Modelle, die bis zu den Knien reichen. Billige mit Gummizügen geben schnell nach. Erfahrungsgemäß rutschen solche, die mittels Riemen unter dem Schuh fixiert werden, nicht über den Schaft, sollte es mal durch Harsch oder nassen Schnee gehen. Bei diesen wird ein Zuggurt zwischen Schuhabsatz und -vorderteil unter der Sohle durchgezogen, was verhindert, dass die Gamasche besonders beim Abstieg durch den Schnee nach oben rutschen kann. Am besten: ein reißfester Drahtgurt, der alles aushält und nicht behindert. Es gibt zwar Hosen, die durch Klettabschlüsse, Schneefänge oder ähnliches den Schnee abhalten sollen, sie sind jedoch nicht sehr wirkungsvoll.
Schneeschuhe: Ob auf eurer Winterwanderung Schneeschuhe benötigt werden, hängt natürlich ganz von der Art eurer Tour und der vorliegenden Schneehöhe ab. Wenn ihr natürlich in einer Gegend wandert, in der die Schneehöhe höchstens ein paar cm beträgt, sind Schneeschuhe eher überflüssig. Seid ihr dagegen in Gefilden unterwegs, in denen eine hohe Schneefallrate ist, solltet ihr sie ruhig dabei haben. Denn so genau wisst ihr in der Regel ja nie, wie die Bedingungen vor Ort sind und ohne Schneeschuhe durch tiefen Schnee zu stapfen macht nur in Maßen Spaß. Und da es auch Schneeschuhe in relativ leichten Varianten gibt, ist es dann nicht so tragisch, falls ihr sie doch nicht benötigt.
Wanderstöcke mit Schneetellern: Wanderstöcke erleichtern das Wandern und besonders wenn man als Winterwanderer unterwegs ist, machen sie das Ganze doch sehr viel einfacher und sind zum Beispiel beim Bergaufgehen mit Schneeschuhen quasi unverzichtbar. Achtet aber darauf, die richtigen Teller zu nutzen, denn nur so machen sie Sinn und erfüllen ihr Aufgabe. Teller fürs Winterwandern sind größer als die klassische Variante und versinken somit weniger im Schnee. Beim Kauf eurer Stöcke solltet ihr daher auf jeden Fall darauf achten, dass die Teller austauschbar sind, dann seid ihr damit auch im Schnee gut und zuverlässig ausgerüstet.
Rucksack: Bei jeder Wanderung besonders wichtig: Getränke und ein bisschen Verpflegung nicht vergessen. Im Winter ist natürlich heißer Tee in einer Thermoskanne optimal, was wahre Wunder bewirken kann. Er wärmt und gibt neue Energie.
Ein kleines Sitzkissen zum Pausieren auf feuchten und mit Schnee bedeckten Bänken nimmt nicht viel Platz weg.
Sollte man trotz aller vorausgehender Zeitplanung in die Dunkelheit geraten, muss eine Stirnlampe den Weg weisen. Normale Hand-Taschenlampen eignen sich nicht, da ja die Stöcke gehalten werden müssen. Außerdem leuchtet euch die Stirnlampe besser den Weg.
Auch das Smartphone gehört heute zum Ausrüstungsstandard. Durch die gute Netzabdeckung kann man inzwischen fast überall telefonieren. Die europäische Notfallnummer 112 funktioniert übrigens auch ohne SIM-Karte.
WANDERN IM SCHNEE – TIPP
SCHNEEWANDERWEGE IM SAUERLAND UND IN DER EIFEL
Lust auf Wanderungen in einem richtigen Winterwunderland? Dann nichts wie rein in die warmen Winterstiefel! Einige Regionen wie das Sauerland oder die Eifel bieten Wanderern besondere Winterwanderwege, auf denen es manchmal sogar durch Tiefschnee geht. Andere Wege werden extra zeitnah geräumt, damit sie wieder angenehm zu bewandern sind – und rechts und links des Weges glitzert dann der weiße Schnee. Rund um Winterberg werden die Premium-Winterwanderwege in die Kategorien „geräumt“, „gewalzt“ und „naturbelassen“ eingeteilt.
1 thought on “WINTERWANDERN – Was zu beachten ist”
Comments are closed.