Wanderschuhe putzen – zugegeben, das klingt wenig verlockend, lohnt sich aber. Denn gepflegte Schuhe bleiben nicht nur geschmeidig und deutlich länger in Schuss, sie tragen sich auch besser. Hier ein paar Tipps von uns.
Der wichtigste Grund: Wenn ihr eure Wanderschuhe oder Bergstiefel regelmäßig pflegt, halten sie länger. Leder ist bei richtiger Pflege ein äußerst langlebiges Material – so langlebig, dass viele Wanderer jahrelang mit denselben Schuhen unterwegs sind und lediglich die abgelaufenen Sohlen erneuern lassen. Die lange Lebensdauer spart nicht nur Geld, sie ist auch nachhaltig. Denn langlebige Produkte schonen natürliche Ressourcen.
Aber: Wie oft solltet ihr euren Wanderschuhen etwas Gutes tun?
Idealerweise nach jeder Tour. Andererseits werden es deine Schuhe auch mal überleben, wenn sie nach einem kurzen Marsch an einem trockenen Tag nicht das komplette Wellness-Programm durchlaufen.
Keinesfalls sollte man aber stark verschmutze oder gar feuchte Schuhe einfach so in den Keller stellen. Denn das kann das Material auf Dauer schädigen. Leder wird spröde und rissig. Sogar Schimmel kann ansetzen. Also, her mit Lappen und Bürste!
Jede Schuhpflege beginnt mit dem Reinigen. Und so macht ihr es richtig:
1. Wanderschuhe außen reinigen
Sind die Schuhe stark verschmutzt, entfernt zunächst die Schnürsenkel. So erreicht ihr beim Reinigen der Wanderschuhe auch schwer zugängliche Stellen. Nehmt auch die Einlegesohle heraus. Nun bürstet ihr die Schuhe außen mit einer Schuhbürste ab. Sitzt der Dreck sehr fest, kann man das Abbürsten unter fließendem warmen Wasser erledigen. Auf diese Weise könnt ihr auch das Profil von Schlamm oder Steinen befreien.
Spezielles Leder-Reinigungsmittel ist nur nötig, wenn alles andere versagt. Finger weg von Seife. Sie schadet der Imprägnierung und den meisten Lederarten. Und bitte: Wanderschuhe niemals in die Waschmaschine stecken. Sonst wird aus “Wanderschuhe reinigen” ein “Wanderschuhe zerstören”!
2. Wanderschuhe innen reinigen
Meistens sind Outdoor-Schuhe vor allem außen schmutzig. Doch gerade bei Schlechtwetter-Touren kann Wasser und Dreck über den Rand ins Innere gelangen. Gleiches gilt für Staub oder Tannennadeln und auch kleinen Steinchen. Damit solche Mitbringsel das Innenfutter oder die Wandersocken nicht beschädigen, solltet ihr nach jeder Tour die Einlegesohle herausnehmen und die Schuhe ausschütteln. Gegen eine fest sitzende Verschmutzung etwa durch Matsch hilft nur eine gründliche Innenreinigung.
Das Innere von Wanderschuhen besteht aus einem Textilfutter (wie in den meisten Stiefeln mit Gore-Tex-Membran) oder aus Leder. In beiden Fällen reinigt man am besten mit klarem Wasser (höchstens lauwarm) und mit einem Schwamm. Wenn ihr eure Wanderschuhe innen reinigst, verwendet keine Bürste. Sie könnte das Innenfutter beschädigen.
Eine Textil-Einlegesohle ist bei 30 Grad waschbar, am besten per Handwäsche. Eine Leder-Einlegesohle könnt ihr, wie das Innenfutter, mit einem feuchtem Schwamm abwischen. Dadurch befreit ihr das Fußbett auch von unangenehmen Gerüchten. Wenn der Fußschweiß auch das restliche Innenfutter befallen hat und sich mit klarem Wasser nicht beseitigen lässt, dann empfiehlt sich ein spezielles Hygiene-Spray (Schuhdeo).
3. Wanderschuhe richtig trocknen
Nach der Innen- und/oder Außenreinigung müssen die Schuhe zunächst trocknen. Dafür stellt man sie mit weit geöffneter Lasche (Schuhzunge) an einen schattigen, trockenen und gut belüfteten Ort. Ganz wichtig: Nicht in die pralle Sonne, denn das würde dem Leder schaden, wie zum Beispiel auch im Beitrag über die richtige Pflege von Wanderschuhen auf outdoor-tests.com berichtet wird.
Das korrekte Trocknen kann ein bis zwei Tage in Anspruch nehmen. Schneller geht es, wenn man locker zusammengeknülltes Papier ins Innere der Wanderschuhe steckt. Aber bitte kein Zeitungspapier, sondern Küchenpapier verwenden. Auch wichtig: das Papier mehrmals am Tag austauschen. Denn je trockener das Papier, desto besser zieht es Feuchtigkeit aus dem Schuh.
Damit sind die Wanderschuhe nun sauber und trocken. Und wir kommen zur eigentlichen Schuhpflege – dabei sind zwei Dinge besonders wichtig:
- Imprägnieren – um den Nässeschutz wiederherzustellen.
- Wachsen – um das Leder zu pflegen.
4. Wanderschuhe imprägnieren
Nach jeder Reinigung und nach jeder Schlechtwetter-Tour sollte man seine Wanderschuhe imprägnieren. Denn die Erst-Imprägnierung (auch “Durable Water Repellent” oder “DWR” genannt) bei der Herstellung des Schuhs nutzt sich ab.
Die Imprägnierung verhindert, dass sich bei Feuchtigkeit ein Wasserfilm über den Schuh legt. Ein solcher Film beeinträchtigt unter anderem die Atmungsaktivität. Von einem gut imprägnierten Wanderschuh läuft Wasser in großen Tropfen herunter. Praktischer Nebeneffekt: Mit dem Wasser läuft auch der darin gelöste Schmutz ab, anstatt sich über den Schuh zu legen.
Nun sprüht man das Imprägnierspray gemäß der Gebrauchsanleitung auf die Wanderschuhe. Die drei goldenen Regeln: nur unter freiem Himmel, mit ausreichend Abstand (meist ca. 30 cm) und fein dosiert. Wenn nötig, kannst du das Imprägniermittel mit einem Lappen gleichmäßig verteilen. Unzugängliche Ecken – wie an der Schuhzunge – nicht vergessen! Und dann Geduld: eine Imprägnierung wirkt nach ca. 24 Stunden optimal.
All das gilt übrigens unabhängig davon, ob ihr Wanderschuhe mit einem Lederinnenfutter oder Gore-Tex-Schuhe imprägnieren möchtet. Auch textile Einsätze im Außenmaterial benötigen eine regelmäßige Nachimprägnierung, damit sie ihre Atmungsaktivität bewahren und sich nicht mit Schmutz zusetzen.
5. Wanderschuhe wachsen
Zusätzlich zum Nachimprägnieren benötigt Leder von Zeit zu Zeit eine intensivere Pflege in Form von Wachs. Wann genau? Das hängt von der Nutzung ab. Faustregel: Alle zwei bis drei Touren solltet ihr eure Wanderschuhe wachsen. Eine Wachspflege kann aber auch schon nach nur einer einzigen Regenwanderung angebracht sein. Bevor Leder durch solche Strapazen hart, spröde und rissig wird, sollte man ihm Nahrung in Form von Wachs gönnen.
Der Begriff “Nahrung” ist hier nicht übertrieben. Schließlich ist Leder ein Naturprodukt. Leder lebt und verleiht einem Wanderschuh seine wunderbaren natürlichen Eigenschaften wie Elastizität und Geschmeidigkeit.
Warum sollte man Wanderschuhe wachsen und nicht mit Fett oder Öl handeln? Fett und Öl verstopfen die Poren des Leders und hindern so die Atmungsaktivität, gerade auch bei Gore-Tex-Schuhen. Außerdem schädigen sie das Leder auf lange Sicht.
Wanderschuhe wachsen – so geht’s:
- Das Wachs bitte nicht erhitzen, da es sonst zu tief in das Material eindringt – schlecht für die Atmungsaktivität. Raumtemperatur reicht völlig aus.
- Wachs mit einem fusselfreien Lappen aus Baumwolle oder Kunstfaser oder mit einer weichen Bürste dünn auf die trockenen Schuhe reiben (einmassieren).
- Bitte nicht zu dick auftragen. Das Leder sollte leicht glänzen, aber nicht speckig aussehen. Versteckte Winkel wie an der Schuhzunge nicht vergessen.
- Auch Haken und Ösen freuen sich über eine kleine Wachspackung, die sie vor dem Anlaufen oder gar Rosten schützt.
- Gegebenenfalls mit einem Lappen nachpolieren, vor allem bei Glattleder.
Extra-Tipp:
Die bei Wanderschuhen häufig verwendeten Raulederarten wie Nubuk-, Spalt- und Velourleder werden mit jedem Wachsen etwas glatter und dunkeln etwas nach. Das beeinträchtigt die Funktion und Langlebigkeit aber keineswegs! Wenn es euch optisch stört, könnt ihr das Material mithilfe einer speziellen Wildlederbürste wieder aufrauen.
6. Pflege für Wanderschuhe mit Synthetik
Bisher ging es vor allem um Lederpflege. Aber viele Wanderschuhe haben an der Außenseite des Schafts einen Materialmix aus Leder und Kunstfaser. Freizeit- und Travelschuhe bestehen oft sogar vollständig aus Synthetik. Wie Leder, so solltet ihr auch die Kunstfaser-Elemente bei Verschmutzung gründlich reinigen. Im Gegensatz zu Leder benötigt Kunstfaser keine Intensivpflege mit Wachs oder ähnlichen Pflegemitteln. Bei Synthetik genügt nach dem Reinigen und Trocknen ein Imprägnierspray. Die Imprägnierung führt dazu, dass Wasser keinen Film bildet, sondern abperlt. So bleibt die Atmungsaktivität erhalten. Dieser Aspekt ist nicht zuletzt für die Pflege von Gore-Tex-Schuhen wichtig.
7. Nach der Pflege: Wanderschuhe richtig lagern
Die Wanderschuhe sind wieder sauber und gut gepflegt. Dann können sie ja im Kofferraum des Autos auf ihren nächsten Auftritt warten… bitte nicht! Auch die richtige Lagerung zwischen den Touren trägt zur langen Lebensdauer von Wanderschuhen und Bergstiefeln bei.
Das sind die wichtigsten Tipps zur Lagerung:
- Wählt einen trockenen und gut belüfteten Ort
- Lagerorte mit großer Hitze meiden. Wanderschuhe sollten also nicht auf dem Kamin oder im Sommer im Kofferraum schmoren.
- Schuhe stehend lagern.
- Ein Beutel drumherum schützt vor Staub.
- Lagert die Wanderschuhe stets mit Schuhspannern aus Holz. So bleiben die Schuhe in Topform!