15 Fragen an Dave von den “Draussen Druffies”- ein spannendes Interview

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Daves Weg, ein Leben im Freien zu führen und Outdoor-Aktivitäten zu lieben, begann mit einem tiefgreifenden Moment der Selbsterkenntnis. Nachdem er im Oktober 2019 beschlossen hatte, seine Probleme mit Alkohol hinter sich zu lassen, startete Dave ein neues Kapitel voller Entdeckungen und Verbindung mit der Welt um ihn herum. Inspiriert von den transformierenden Worten aus Paul Coelhos “Der Alchemist” erinnerte er sich an die Freude und das Staunen über Abenteuer in der Kindheit und strebte danach, diesen Entdeckungsgeist als Erwachsener wiederzufinden. Diese Erweckung führte ihn, zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern, auf Tagesausflüge voller Wandern, Geocaching und dem Erkunden verlassener Orte. Begierig, dem Einerlei des Alltags zu entkommen, tauchte Dave in die Welt der Outdoor-Ausrüstung, des Bushcraftings und des Überlebens in der Wildnis ein, ließ sich von Mitabenteurern inspirieren und schuf seinen eigenen Weg in der Natur. Als Mitbegründer der “Draussen Druffies” und neuestes Mitglied unseres Autorenteams von STAY WILD – Outdoor könnt ihr Dave gerne auf Instagram folgen, um an seinen Abenteuern teilzuhaben.

1. Was hat dich dazu inspiriert, ein Leben im Freien zu führen und Outdoor-Aktivitäten zu lieben?

Dazu muss ich etwas weiter ausholen. Als ich im Oktober 2019 aufgehört hatte meine Sehnsüchte und Träume in Alkohol zu tränken, begann ich zu leben. Angefangen mit mir selbst und dem Kosmos um mir herum. Mir fiel kurz nach dem Neuanfang das Buch “Der Alchemist” von Paul Colheo in die Hände und da stand auf einer Seite, die in mir alles veränderte, folgendes: 


„Die Entscheidungen waren nur der Anfang von etwas. Wenn man einen Entschluss gefasst hatte, dann tauchte man damit in eine gewaltige Strömung, die einen mit sich riss, zu einem Ort, den man sich bei dem Entschluss niemals hätte träumen lassen.“ 

“Der Alchemist” von Paul Colheo


Ich dachte mir damals, dass wir als Kinder doch eigentlich immer Neues entdeckten, Abenteuer erlebten und doch eigentlich ganz glücklich waren. Wir wollten endlich erwachsen sein, um noch länger draußen bleiben zu dürfen. Warum eigentlich nicht mehr als Erwachsener? Nur noch Arbeiten und abends vor dem Bildschirm kleben. Handy, Playstation, Netflix und Co. Ich wollte meine eigenen Abenteuer und Geschichten erleben. Meine Frau, unsere beiden Kinder und ich fingen an, Tagestouren zu gestalten. Endlich Zeit für die Wirklichkeit. Angefangen mit Wandern, Geocaching und lost place touren, wollte ich endlich mal in einem Wald schlafen. Einfach mal Dinge tun, die nicht jeder tut. Da ich schon seit Jahren Dauercamper bin, ständig die gleichen Geschichten aus vergangenen Tagen hörte und irgendwie nichts neues passierte, erzählte ich einigen Campern von meinem Vorhaben und wurde teilweise komisch angeschaut und belächelt. Dadurch entstand die leck mich am A…. Einstellung, die bis heute anhält. 


Tue, was dir gut tut. Ich fing an mich über Schlafsäcke, Zelte. Messer usw. zu informieren und eignete mir so immer mehr Wissen an. Parallel schaute ich viele Youtubevideos übers bushcraften und sah das erste Mal von “Cyprien outdoor adventures” wie er sich nur aus Naturmaterialien ein Shelter baute. Das wollte ich auch und so kam die erste abgebrochene Übernachtung allein im Wald, das erste Mal mit Feuerstahl ein Feuer entfachen, draußen kochen usw. Mein bester Kumpel war ebenfalls dabei das craften zu erlernen, nur hatte er leider noch nicht so viel Zeit, wie ich damals. Gleichgesinnte mussten her und so schaute ich in den sozialen Netzwerken nach, meldete mich auf Instagram unter “Draussen Druffies” ständig unterwegs wie ein Druffie, an. Jeden Tag postete ich ein Bild oder Video von meinen Abenteuern in der Natur. Eine Zimmermannsäge aus herumliegenden Stöcken gebaut oder ein Löffel geschnitzt, verfolgte ich auch andere bushcrafter auf Ihren Accounts und bemerkte, dass fast jeder sein Gesicht zeigt. Ich dagegen möchte lieber anonym bleiben im Internet. Nicht alles ist erlaubt, was das bushcraften und wild campen angeht. Also entstand die Idee mir eine eigene Maske aus Holz zu schnitzen, mit Beil, Säge, Messer und Stechbeitel. Das war einzigartig, ein Wiedererkennungsmerkmal und der Beginn der Draussen Druffies. Das war Ende 2022. Ich habe über Instagram und Co Leute kennengelernt, die allein im Wald schliefen und nach Gleichgesinnten suchten. Niemand hatte ja damals eine Ahnung, was alles geschehen sollte im Jahr 2023. Fast jedes Wochenende waren/ sind wir immer noch, da draußen in den Wäldern, auf Seen, auf Bergen usw. Mal mehr, mal weniger von uns. Ich erschuf den Namen, 2 Regeln (keine Politik im Lager und keine Angeberei mit Geld und Materialismus) und die Maske, doch die Draussen Druffies in der jetzigen Form, erschuf jedes Mitglied von uns. So in etwa hatte ich mir das damals vorgestellt und davon geträumt. Enge Freundschaften, eine Leidenschaft und das unsere Familien und Kinder daran teilhaben, sich super verstehen und auch sehr gute Freunde wurden. Eigentlich war es die “normale” alltägliche Gesellschaft, die eigenen Abenteuer erleben zu wollen, mich wann immer ich will zu erholen, ein Freiheitsgefühl zu erleben und einer meiner Träume einer richtig engen Gemeinschaft, die mich dazu inspiriert haben in die Natur zu gehen und ein Leben im Freien führen zu wollen. Das aber wird erst der Anfang meiner/ unserer Geschichte sein. 

2. Welches war dein denkwürdigstes Outdoor-Erlebnis und warum hat es sich so besonders für dich angefühlt?

Mein denkwürdigstes Abenteuer war eigentlich die DoktoberD Challenge. Da geht es darum, dass mehrere Teams, mit Kompass und Karte, ca. 39 km bis zum gemeinsamen Ziel in 30 Stunden, von verschiedenen Startpunkten aus absolvieren. Das Besondere daran sind die Regeln. Verboten sind Nahrung und Getränke. Alles muss während des Abenteuers gesammelt und gefiltert werden. Mitgenommen darf nur, was in einem 1m x1m Tuch, angeknotet an einem Wanderstock, hereinpasst. “Back to the roots” schreie ich gern lauthals raus dazu. Die Idee zu der Challenge stammt von Rinus und mir, war ein voller Erfolg und wird jedes Jahr, als Einleitung für die Bushcraftsaison im Oktober stattfinden. Das Gute daran ist, jeder kann diese Challenge planen und nachahmen. Ohne Bewerbung oder so ein Mist. Das ausführliche PDF werde ich noch dazu veröffentlichen. 

3. Wie integrierst du Outdoor-Aktivitäten in deinen Alltag und wie hat sich das auf dein Leben ausgewirkt?

Alles dreht sich um das Draußen sein. Ich mache alles, was mir draußen Spaß macht. Angefangen vom klassischen Campen, übers craften, lost place touren, über urban sketching, ohne Klamotten im See baden usw. Dafür steht auch unsere Gruppe. Dann das Ganze drumherum, wie Ausrüstung, Planen usw. Kurz und knapp: “Ich gehe damit schlafen und stehe damit wieder auf!” Wo auch immer ich die Augen öffne und schließe.

4. Welche Ausrüstung ist für dich unverzichtbar, wenn du draußen unterwegs bist, und warum?

Ganz klar, ein Messer. Mich begleitet eigentlich immer das Joker Nordico und ist für mich der optimale und wichtigste Ausrüstungsgegenstand bei meinen Abenteuern. Vielfältig und ein absolutes “Must-have” für jeden Abenteurer.

5. Inwiefern hat dein Interesse an Outdoor-Aktivitäten deine Sicht auf Umweltschutz und Naturschutz verändert?

Der Umweltschutz geht uns natürlich allen etwas an. Jeder kann seinen Teil zu einem besseren Umweltschutz beitragen, Angefangen bei den großen Konzernen. Eine Alternative wäre der Rückbau der Monokulturen in der Forst- und Landwirtschaft und wir sollten wieder zurück zur Mischkultur kehren. Kommen wir zum Naturschutz. Der ist natürlich sehr wichtig für die Flora und Fauna, Nur sollte man dabei nicht uns als Mensch vergessen und nicht immer mehr unter Naturschutz stellen. Die Natur gehört auch uns. Ebenfalls sollte man mal das Geld beiseitelassen und mal vernünftig handeln, ohne Profit und Gewinn. Bestes Beispiel ist das Abholzen des Amazonas-Regenwaldes für wirtschaftliche Aktivitäten, denn wenn wir weltweit alle Staaten und Menschen zusammenhalten und teilen würden, hätten wir viele Probleme gar nicht erst. 

6. Gibt es ein besonderes Abenteuer, von dem du träumst oder das ganz oben auf deiner Outdoor-Bucket-Liste steht?

Viele Abenteuer habe ich noch vor und werde sie natürlich auch, vorbereiten und bestreiten. AAAAber, alles brauch seine Zeit. Ein wirklich großer Traum von mir ist es, einmal an einer Felswand z. B. In den Alpen zu übernachten. Dazu natürlich mega Aufnahmen mit der Kamera und einer Drohne, bei schönstem Sonnenschein. Wie gesagt, ich mag Erlebnisse, die nicht jeder macht.

7. Kannst du uns ein paar deiner Lieblingsorte für Outdoor-Aktivitäten empfehlen und was macht sie besonders?

Draußen! Das Besondere findet jeder für sich selbst dann.

8. Welche Herausforderungen hast du beim Leben im Freien erlebt und wie bist du damit umgegangen?

Mücken, Mücken, Mücken 🙂 Jeder weiß wovon ich hier spreche. Alles andere sind, mir gestellte Aufgaben vom Universum, mit denen ich wachse und keine Herausforderungen.

9. Wie gehst du mit den Risiken und der Sicherheit bei Outdoor-Aktivitäten um?

Ich denke, dass ich da echt leichtsinnig vorgehe und mich einfach auf mein gutes Glück verlasse. Risikofreudig war ich schon immer und bin mit den Jahren aber vernünftiger geworden. Man denkt einfach mehr über sein Handeln nach und macht manches dann doch nicht mehr. Als Sicherheit habe ich ein Erste-Hilfe-Set und mein Handy dabei. Das muss reichen.

10. Welche Rolle spielt die Natur für dich in Bezug auf mentale Gesundheit und Wohlbefinden?

Die Natur heilt, sage ich immer wieder. Sie gibt einem selbst Kraft, Erholung und einen gewissen Sinn im Leben. Man fühlt sich nach einer Tageswanderung, einer Übernachtung oder einer mehrtägigen Tour durch die Wildnis, einfach wie neu geboren und ausgewechselt. Erst recht für die Psyche und mentale Gesundheit ist die Natur eine Oase der Zufriedenheit und mal den systematischen Alltag vergessen. Alles kostenlos zu bekommen, mit dem ersten Schritt nach draußen. 

11. Hast du besondere Rituale oder Gewohnheiten, die du vor oder nach Outdoor-Abenteuern praktizierst?

Sobald ich meinen Lagerplatz gefunden habe, baue ich immer als Erstes meinen Schlafplatz auf. Schon allein damit sich mein Schlafsack entfalten kann. Nach einem Abenteuer mit Übernachtungen gehe ich eigentlich immer eine Runde in die Badewanne zu Hause. Mehr gibt es eigentlich nicht an Gewohnheiten.

12. Wie siehst du die Zukunft des Outdoor-Sports und der Naturerfahrung angesichts von Umweltveränderungen und Technologie?

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass man uns Schritt für Schritt unter irgendeinem Deckmantel alles, was draußen Spaß macht, verbieten möchte. Das Betreten der Wälder (Waldbrände), das Angeln (angeln ohne Widerhaken), Fahrradfahren nur noch auf Wegen in den Wäldern usw. Mir kommt es so vor, als solle jeder nur noch arbeiten gehen und danach virtuell vor irgendwelchen Bildschirmen kleben. Das ist aber auch nur meine persönliche Einschätzung, wenn man sich das mediale und politische Mal so anschaut. Technologie ist gut und schön, nur es wird allmählich übertrieben, mit z.B. der künstlichen Intelligenz und der Überwachung. Das wird uns noch zum Verhängnis werden. Mehr sage ich jetzt nicht dazu. 

13. Gibt es ein spezielles Outdoor-Erlebnis, das deine Sichtweise auf das Leben oder deine persönlichen Ziele verändert hat?

Eigentlich haben alle meine Outdoorerlebnisse dazu geführt, dass sich meine persönlichen Werte neu geordnet haben. Neben meiner Familie steht jetzt auch das Glück, die Zufriedenheit und die Gesundheit ganz oben auf Platz eins. Viele Menschen sagen das ebenfalls, doch es ist leider nicht so. Arbeit, materialistische Dinge und Geld haben sind dazu nach weit unten gerutscht. Außerdem lernt man, mit weniger zurechtzukommen, glücklich zu sein und damit ordnen sich auch automatisch die Werte. 

14. Welche Tipps würdest du jemandem geben, der gerade erst in die Welt der Outdoor-Aktivitäten eintaucht?

Ganz einfach! Geh raus und mach einfach. Frag nicht irgendjemand danach, sondern mach einfach. Es wird wunderbar. Ganz wichtig ist noch zu sagen, informiere dich selbst über die Ausrüstung und kauf nicht die gehypten Artikel von Influencern. Die haben es meistens kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen. Als Beispiel, der Synthetik Defence 4 Schlafsack von Carinthia. Zu großes Packmaß, zu teuer und Volumen im Innern. Das habe ich damals sofort durchschaut und mir dann den Tactical 3 geholt von Snugpack. Viel kleineres Packmaß, preiswerter und ähnliche Komforttemperaturen. Die einzige Temperatur, die bei Schlafsäcken zählt. 

15. Was bedeutet für dich “wild und frei” zu sein und wie spiegelt sich das in deinem Lebensstil wider?

Das ist eine gute Frage. Man fühlt sich eigentlich bei jedem Abenteuer wild und frei und hat so seine Träumereien für die Zukunft. Widerspiegeln tut sich das stark in der Gesellschaft und auch auf der Arbeit. Beides wird irgendwie egal. Ich kann das nicht so recht beschreiben. Mein Lebensstil ist nach all den Jahren natürlich anders als vorher. Ich kleide mich anders, z.B. trage ich andere Klamotten. Shirts und Hoodies haben unser Draussen Druffie Logo, oder andere Logos die auf Outdooraktivitäten hinweisen, Wanderschuhe oder barfuß, statt Nike usw. Wenn man sich Stück für Stück von der Mehrheit abkapselt und seine Abenteuer länger und intensiver werden, so wird man doch wild und frei, denke ich. Ich gehe mit dem draußen sein zu Bett und stehe damit wieder auf. 

Vielen Dank Dave für das großartige und interessante Interview.

Signatur

Author: Annie

Geboren im Januar 1977, erster Campingurlaub mit den Eltern 1978 in Steckelsdorf in einem ausgebauten Bauwagen, ab 1979 dann Camping in einem Klappfix CT 6-1 Trigano. Dann regelmäßig Camping an der Ostsee (Zinnowitz/Usedom), Prerow und andere Orte in Mecklenburg. Aber auch in der Tschechei. Heutzutage gehe ich gerne und viel wandern und erkunde viele Outdoor Aktivitäten mit Neugier und Spaß.