Ultraleichtzelt: Was es wirklich ist – und woran ihr echte Leichtzelte erkennt

Leichtes Ultraleichtzelt auf einer windumtosten Hochfläche bei Morgengrauen, aufgestellt mit Trekkingstöcken und Blick über neblige Berge im Hintergrund
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Ultraleicht – das klingt erstmal verlockend. Besonders beim Zelten zählt schließlich jedes Gramm. Wer schon einmal mit schwerem Gepäck einen steilen Hang hinaufgestapft ist, weiß: Weniger kann tatsächlich mehr sein. Doch aufgepasst – nicht alles, was sich „Ultraleichtzelt“ nennt, ist auch wirklich leicht.

Immer häufiger tauchen Zelte auf, die mit diesem Begriff werben – obwohl sie mit über drei Kilogramm eher in die Kategorie „Campingburgen“ fallen. Selbst große Versandhäuser wie Otto listen solche Modelle unter der Bezeichnung „ultraleicht“. Für Outdoor-Einsteiger wird es da schnell unübersichtlich. Wie also erkennt man ein echtes Ultraleichtzelt?

Genau darum geht’s in diesem Artikel. Wir zeigen euch, worauf es bei einem echten Ultraleichtzelt ankommt, welche Bauarten es gibt – und stellen vier Modelle vor, die wirklich in die Kategorie „leicht, kompakt und tourentauglich“ gehören.

Night Cat Ultraleichtzelt, geschlossen aufgebaut auf Efeu im Mischwald
Leicht, kompakt, unauffällig: Das Night Cat Trekkingzelt im Laubwald

WARUM ÜBERHAUPT EIN ULTRALEICHTZELT?

Wer draußen unterwegs ist, spürt sein Gepäck mit jedem Schritt. Besonders bei Mehrtagestouren oder im Gebirge machen sich ein paar Kilo mehr schnell bemerkbar – in den Schultern, im Rücken, in der Ausdauer. Genau hier kommen Ultraleichtzelte ins Spiel: Sie reduzieren das Gewicht spürbar und schaffen Platz im Rucksack für andere wichtige Dinge – wie Essen, Wasser oder die Kamera.

Ein gutes Ultraleichtzelt bringt meist weniger als 1,5 Kilogramm auf die Waage – inklusive Heringe und Packsack. Manche Modelle wiegen sogar unter einem Kilo. Im Vergleich zu klassischen Trekkingzelten, die oft zwischen 2,5 und 4 Kilogramm wiegen, ist das ein enormer Unterschied.

Ultraleichtzelte sind ideal für:

  • Weitwanderungen und Trekkingtouren
  • Bikepacking-Abenteuer
  • Fastpacking oder Solotrips
  • Minimalistische Overnighter
  • Alle, die bewusst auf Gewicht achten – ob aus Komfort- oder Gesundheitsgründen

Aber: Weniger Gewicht bedeutet oft auch weniger Komfort. Viele UL-Zelte sind sehr kompakt, bieten weniger Stauraum und setzen auf leichtere Materialien, die sensibler im Handling sein können. Umso wichtiger ist es, vor dem Kauf genau zu wissen, was man braucht – und was nicht.

ULTRALEICHTZELT BAUWEISEN: MIT ODER OHNE GESTÄNGE?

Wer sich mit ultraleichten Zelten beschäftigt, begegnet schnell zwei Grundbauarten: freistehende Zelte mit Gestänge und Nicht-Freistehende, die mit Trekkingstöcken aufgestellt werden. Beide Varianten haben ihre Stärken – entscheidend ist, was euch unterwegs wichtig ist.

Zelte mit Gestänge (wie das MSR FreeLite 1 oder das Bushpeak UL Fast-T2) sind besonders schnell aufgebaut, bieten eine stabile Grundstruktur und stehen auch ohne abgespannte Leinen – praktisch bei steinigem oder hartem Untergrund. Viele Modelle bringen bereits alles mit, was ihr für den Aufbau braucht. Nachteil: Das Gestänge wiegt mit – und genau das wollen UL-Fans oft vermeiden.

MSR FreeLite 1 Zelt auf Waldboden im Sonnenlicht
Das MSR FreeLite 1 – bewährt, leicht und gut belüftet

Trekkingstock-Zelte (z. B. das Night Cat Outdoor UL Zelt oder das Trek Santiago von mapuera) verzichten komplett auf klassisches Zeltgestänge. Stattdessen nutzt ihr, was sowieso mit dabei ist: die eigenen Trekkingstöcke. So spart ihr Gewicht und Platz im Rucksack. Dafür ist etwas mehr Übung beim Aufbau gefragt – und ein Gelände, in dem ihr sicher abspannen könnt.

💡 Tipp: Manche Zelte, wie das Trek Santiago, lassen euch flexibel wählen – entweder mit den mitgelieferten Duraluminium-Stangen oder mit Trekkingstöcken. Ideal für alle, die sich noch nicht ganz festlegen wollen.

Trek Santiago Ultraleichtzelt von mapuera mit offenem Eingang und Trekkingstock
Minimalistisch und praktisch – das Santiago von mapuera

MATERIALIEN & WETTERTAUGLICHKEIT: ZWISCHEN HIGHTECH UND VERLASS

Bei Ultraleichtzelten geht es nicht nur um Gewicht, sondern auch um Schutz – vor Wind, Regen und Kälte. Deshalb lohnt sich ein genauer Blick auf das Material.

Moderne UL-Zeltstoffe wie silikonbeschichtetes Nylon (z. B. Durashield™ beim MSR FreeLite 1) sind extrem leicht, reißfest und wasserabweisend. Manche Modelle wie das mapuera Trek Santiago setzen auf 75d Polyester mit 5.000 mm Wassersäule, was ordentlich was aushält – auch bei längerem Regen. Viele Zelte sind zusätzlich nahtversiegelt oder verklebt, um kein Wasser durchzulassen.

Anders als klassische Baumwollzelte von früher, saugen sich diese modernen Materialien nicht voll und trocknen schneller. Dafür können sie bei stürmischem Wetter etwas lauter rascheln – ein Punkt, den nicht jeder mag.

Auch beim Zeltboden gibt’s Unterschiede: Besonders robuste Modelle wie das Trek Santiago verwenden widerstandsfähiges PE mit hoher Wassersäule, andere setzen auf leichteres Nylon. Hier gilt: Wer öfter auf feuchtem Boden oder in unebenem Gelände zeltet, sollte lieber nicht beim Bodenschutz sparen.

👉 Merkt euch: Die Wassersäule ist nicht alles – auch Verarbeitung, Belüftung und Aufbau spielen für die Wettertauglichkeit eine große Rolle.

FÜR WEN EIGNET SICH WELCHES ULTRALICHTZELT?

Ultraleichtzelt ist nicht gleich Ultraleichtzelt – und das ist auch gut so. Je nach Einsatzzweck, Körpergröße, Komfortanspruch und Budget lohnt sich ein gezielter Blick auf die Bauweise.

Trekkingstock-Zelte wie das Trek Lite Leichtzelt oder das mapuera Trek Santiago sind ideal für Wandernde, die ohnehin Stöcke dabeihaben. Sie sparen Gewicht, sind kompakt verstaubar und meist günstiger als High-End-Modelle mit Spezialgestänge. Allerdings erfordern sie etwas Übung beim Aufbau und stehen weniger stabil bei starkem Wind, wenn sie nicht perfekt abgespannt sind.

Gestängezelte wie das MSR FreeLite 1 oder das FJERN Gökotta 1 sind oft einfacher und schneller aufzubauen. Sie stehen freier, sind bei vielen Witterungen zuverlässiger – kosten aber auch etwas mehr und bringen in der Regel ein paar hundert Gramm mehr auf die Waage.

Ultraleichtzelt Fjern Gökotta 1 Zelt im Nadelwald, bei Sonnenlicht aufgebaut
Fjern Gökotta 1 – Kompaktes Gestängezelt für Solo-Abenteuer

Für Solotouren mit minimalem Gewicht ist das MSR FreeLite 1 mit nur 740 g unschlagbar – für alle, die sich unterwegs auf jedes Gramm verlassen müssen. Wer etwas mehr Platz und Robustheit möchte, ist mit dem FJERN Gökotta oder dem geräumigen Bushpeak UL Fast-T2 (für zwei Personen) gut beraten – letzteres eignet sich auch, wenn ihr zu zweit unterwegs seid, aber ultraleicht bleiben wollt.

Für Einsteiger oder Preisbewusste ist das mapuera Trek Santiago ein echter Geheimtipp: robust, durchdacht, günstig – und flexibel aufbaubar mit Stangen oder Stöcken.

GEWICHT & PACKMAß IN DER PRAXIS

Klingt auf dem Papier alles schön leicht – aber wie fühlt sich das im Rucksack wirklich an? Hier trennt sich oft die Spreu vom Weizen. Denn ein Zelt mit 1,2 kg klingt vielleicht schwerer als eines mit 800 g – doch wenn das schwerere Modell robuster ist, mehr Platz bietet oder sich zuverlässiger aufbauen lässt, lohnt sich der Aufpreis an Gewicht durchaus.

Auch das Packmaß kann entscheidend sein: Ein Zelt wie das mapuera Trek Santiago mit 39 × 11 cm verschwindet fast unsichtbar im Rucksack. Das MSR FreeLite 1 ist sogar noch kompakter – perfekt für alle, die wirklich minimalistisch unterwegs sind. Wer sein Zelt außen am Rucksack befestigt, sollte auf stabile Kompression und wasserfeste Hülle achten, gerade bei Modellen mit dünnerem Außenzeltmaterial.

Tipp aus der Praxis: Heringe und Gestänge lassen sich oft separat verstauen – das kann das Packen deutlich flexibler machen. Manche Tourengeher wickeln das Außenzelt z. B. um Isomatte oder Schlafsack, um Gewicht optimal zu verteilen.

FAZIT: ULTRALEICHT JA – ABER MIT KÖPFCHEN

Zelte mit unter 1,5 kg sind kein Hexenwerk mehr – aber: Ultraleicht bedeutet nicht automatisch ultratauglich. Wer Gewicht spart, muss bei anderen Faktoren genau hinsehen. Wie viel Platz bietet das Zelt wirklich? Wie anfällig ist das Material? Und wie schnell lässt es sich aufbauen, wenn es plötzlich regnet?

Der Vergleich zeigt: Es gibt hervorragende UL-Zelte mit Gestänge und ebenso clevere Trekkingstock-Modelle. Welche Bauweise besser passt, hängt vom Einsatz ab. Wer ohnehin mit Stöcken wandert, kann zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wer auf Komfort und einfaches Handling setzt, greift lieber zu einem leichten Gestängezelt.

Am Ende zählt nicht nur die Grammzahl auf der Waage, sondern das Gesamtpaket: Gewicht, Material, Aufbauweise, Innenraumgefühl und vor allem: Wie wohl ihr euch darin fühlt – bei Wind, Wetter und Morgensonne.

Denn was nützt das leichteste Zelt, wenn es euch nachts frieren lässt oder sich aufbaut wie ein Origami-Kurs für Fortgeschrittene?

Schwarz-weiße Bergsilhouette mit Nadelbäumen und sanften Hügeln – stilisiertes Naturmotiv als Signaturgrafik.
Hinweisgrafik zur Unterstützung mit Kaffeespende – grüner Hintergrund mit Text und Symbol eines Kaffeebechers.

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Author: Annie Knitter

Geboren im Januar 1977, begann ihre Outdoor-Reise schon 1978 im ersten Campingurlaub mit den Eltern – damals noch in einem ausgebauten Bauwagen in Steckelsdorf. Ab 1979 war der Klappfix CT 6-1 Trigano ständiger Begleiter: Sommer für Sommer ging es damit an die Ostsee nach Zinnowitz, nach Prerow oder an andere Lieblingsorte in Mecklenburg. Auch Abstecher in die damalige Tschechei gehörten dazu und prägten früh die Begeisterung fürs Draußensein. Heute ist Annie noch immer am liebsten draußen: Sie wandert leidenschaftlich gern, entdeckt mit Neugier neue Outdoor-Aktivitäten und genießt es, Natur aus allen Blickwinkeln zu erleben. Aus dieser Liebe zur Freiheit unter freiem Himmel entstand auch die Idee für STAY WILD – Outdoor – ein Magazin, das die Faszination für Abenteuer, Achtsamkeit und Natur mit euch teilt.